Zielgruppe für dein Buch – überflüssig?
Eine Zielgruppe für ein Buch definieren? „Was soll das denn?“, denkst du jetzt vielleicht.
„Natürlich, wenn man ein Business aufbaut, dann braucht man eine Zielgruppe, eh klar. Aber für ein Buch? Sollte das nicht für alle zugänglich sein?“
Ja, sollte es. Es sollte für alle zugänglich sein. Aber das heißt noch lange nicht, dass du alle damit erreichen kannst, wirst und sollst!
Eines Tages, in der U-Bahn …
Ich erzähle dir eine kleine Geschichte.
Stell dir vor, du sitzt in der U-Bahn. Es war ein langer Tag und du möchtest nach Hause. Ein bisschen müde bist du auch. Du kauerst in deinem Sitz, eingezwängt zwischen anderen, denen es ähnlich geht. Neben dir isst jemand eine Wurstsemmel (auch wenn das – zumindest in Wien – nicht mehr erlaubt ist), gegenüber sitzt eine Mama mit ihrem aufgedrehten Kind, das alle möglichen Fragen stellt. Eine Kakophonie aus Geräuschen prasselt auf dich ein, du wirst mit fremden Gerüchen zwangsbeglückt, Menschen streifen an dir, wenn sie ein- oder aussteigen. Ein Fest für alle Sinne, sozusagen. Du versuchst, dich abzuschotten, schaust vielleicht in dein Handy, liest ein Buch oder die U-Bahnzeitung. Setzt dir deine Kopfhörer auf und hörst Musik, die dich weit weg bringt. Machst zu.
Irgendwann schleicht ein Typ vorbei und ruft: „Wie spät ist es? Hat jemand eine Uhrzeit?“
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass du ihn überhaupt zur Kenntnis nimmst, geschweige denn reagierst? Nicht sehr hoch, oder?
Wie spät ist es?
Der Mann, er ist um die 30, will aber wirklich wissen wie spät es ist. Also steigt er an der nächsten Station aus, rückt seine Brille zurecht und geht auf ein Grüppchen junger Leute zu, die am Bahnsteig stehen und sich angeregt unterhalten. Er stellt sich neben sie und fragt mit lauter Stimme: „Hat jemand von euch eine Uhrzeit für mich?“
Vermutlich werden die jungen Leute ihn wahrnehmen, vielleicht bekommt er sogar eine Antwort. Vielleicht auch nicht.
Schau mir in die blauen Augen, Kleines!
Der junge Mann streicht sich durch seinen Hipster-Bart, wischt einen unsichtbaren Flusen von seinem Pullover und richtet seine strahlend blauen Augen auf eine Frau, die in ihr Telefon vertieft allein am Bahnsteigrand lehnt. Er bleibt vor ihr stehen, der leichte Duft seines After Shaves streicht in ihre Nase, er beugt sich vor, vielleicht legt er sogar ganz mutig seine Hand ganz leicht auf ihren Unterarm und sucht Blickkontakt. Als die junge Frau aufblickt, lächelt er sie an und fragt: „Entschuldigen Sie die Störung, können Sie mir bitte die Uhrzeit sagen?“ Und weil er schon dabei ist und die junge Frau wirklich sehr hübsch ist, fragt er sie auch noch: „Haben Sie Zeit für eine Tasse Kaffee? Es würde mich sehr freuen!“
Was denkst du? Wie stehen seine Chancen, dass er in diesem Szenario zur Kenntnis genommen wird? Gut, sagst du? Das denke ich auch!
Und ungeachtet dessen, ob die junge Frau Interesse dran hat, mit ihm Kaffee trinken zu gehen – eine Antwort bekommt er allemal!
Ein Bild von einem Mann
Ich bin sicher, dir ist aufgefallen, was ich gemacht habe. Unabhängig von der Situation, in der sich der junge Mann gerade befunden hat, habe ich auch ihm immer mehr Profil gegeben. Er hat mehr und mehr Gestalt in deinem Kopf angenommen.
Das ist es was wir auch mit unserem Buch zuwege bringen wollen: Wir wollen Menschen erreichen, von ihnen zur Kenntnis genommen werden. Denn wenn unser Buch nicht gesehen wird, dann haben wir gar keine Chance, abgelehnt – oder eben angenommen – zu werden!
Wir dürfen polarisieren, verführen, aufbringen, unterhalten, aufwühlen, zum Lachen bringen und manchmal sogar verärgern.
Denn nur dann können wir berühren.
Berühren und verführen
Bevor wir jedoch wissen können, wie wir das bewerkstelligen, müssen wir wissen, wen wir berühren wollen.
Wenn wir jeden und jede berühren wollen, dann geht es uns so wie dem Typen in der U-Bahn: Wir werden in der Vielfalt des Alltags nicht zur Kenntnis genommen.
Wen also möchtest du mit deinem Buch verführen? Wenn du das weißt, dann kannst du deine Sprache, das Layout, das Cover, Klappentext, Keywords und vieles mehr anpassen, sodass du gefunden und zur Kenntnis genommen wirst!
Die Erarbeitung der emotionalen Zielgruppe ist natürlich nur der erste Schritt auf dem Entstehungsweg deines Buches – und das idealerweise, bevor du noch einen Buchstaben geschrieben hast!
Doppelziel
Als nächstes gilt es, das Ziel deines Buches zu finden. In doppelter Hinsicht.
Einerseits das Ziel, das du mit diesem Buch verfolgst. Was möchtest du davon haben?
Denn, dass ein Buch allein von den Verkaufszahlen her nicht für ein unbeschwertes Leben der Autor:innen sorgen wird, darüber haben wir uns schon in einem anderen Blogartikel unterhalten. Daher gilt es, deine Ziele zu überlegen. Möchtest du bekannter werden? Mehr Kunden bekommen? Dir einen Namen als Experte oder Expertin in einem bestimmten Fachgebiet machen? Oder möchtest du vielleicht nur eine mehrseitige Visitenkarte, die der Empfänger so schnell nicht wegwirft? Mehrere Antworten sind möglich!
Entsprechend kannst du deine Strategie fürs Schreiben entwerfen.
Schreiben wie ein:e Marketingexpert:in
Doch das ist noch nicht alles. Genauso gilt es zu überlegen, welchen Nutzen deine Leser:innen haben sollen. Was sollen sie also können, wissen, anders sehen, tun, nachdem sie dein Buch gelesen haben?
Wo ist der Mehrwert? Nur dann, wenn der Mehrwert für deine Leserschaft höher ist als der Preis des Buches, wird es auch gekauft werden. Das ist nicht nur bei Büchern so, sondern überall in der freien Marktwirtschaft.
Sweet Spot
Es ist nicht viel anders als bei jedem anderen Produkt, bei jeder Dienstleistung. Finde den Schmerzpunkt deiner Zielgruppe, den Sweet Spot, und bau deine Story (ja, jedes gute Buch hat eine Story, auch ein Sachbuch!) darauf auf.
Wie du das machst, darüber gibt es demnächst einen anderen Artikel.
Wenn du mehr zum Thema Buch schreiben wissen möchtest, kontaktiere mich oder wirf Sie einen Blick in meine FAQ.
Herzlichst,
Lisa Keskin