Ein Buch sollte barrierefrei sein

Barrierefrei? Ein Buch? What?

Was ich damit meine: Es sollte für möglichst viele Menschen (aus der Zielgruppe) lesbar und verständlich sein.

Was so nach „No, na!“ klingt, ist meist nicht selbstverständlich.

Denn nur, weil etwas logisch und gut strukturiert ist, muss es noch lange nicht für alle verständlich oder verdaubar sein.

Anmerkung: Leider umfasst diese Definition von Barrierefreiheit nicht den Bereich von Einschränkungen durch Ausfall eines Sinnesorgans (z.B. Blindheit). Hier kann man nur mithilfe von zusätzlichen Medien (z.B. Hörbuch) Abhilfe schaffen.

Das Hamburger Verständlichkeitsmodell

Der gute alte Friedemann Schulz von Thun hat mit seinem Hamburger Verständlichkeitsmodell in diesen Belangen schon einiges vorgelegt.

Er hat folgende Kriterien in den Mittelpunkt gestellt:

  • Einfachheit
  • Gliederung/Ordnung
  • Kürze/Prägnanz
  • Anregende Zusätze

Einfachheit

Wir glauben oft, dass wir möglichst kompliziert und geschraubt schreiben müssen, um als intelligent wahrgenommen zu werden. Doch genau das Gegenteil ist wahr. Als intelligent kann man uns erst dann wahrnehmen, wenn wir verstanden werden. Und wenn wir zeigen, dass auch wir selbst den Inhalt dessen, was wir vermitteln wollen, verstehen.

Was bedeutet Einfachheit im Buch?

Möglichst wenige Fachausdrücke und Fremdworte. Wenn ein Fachausdruck notwendig ist, so muss er erklärt werden. Und zwar mit Worten, die ein Laie versteht. Dazu gibt es Fußnoten und Infoboxen. Generell ist es schlauer, im Falle des Falles mit Metaphern und Vergleichen zu arbeiten.

Nehmen wir an, dein Sachbuch behandelt ein richtig kompliziertes Thema. Sagen wir, du möchtest Quantenmechanik einer Leserschaft nahebringen, die nicht aus Kolleg:innen besteht.

Wie gehst du am besten vor? Indem du Vergleiche ziehst. Z. B. ein Teilchen mit einem Tennisball vergleichen. Denn den kann sich jeder Mensch vorstellen.

Und die Bewegungen, Reaktionen und Experimente brichst du ebenfalls in eine bildhafte Sprache herunter.

So kannst du dein Sachbuch und vor allem deine Expertise einer größeren Leserschaft zugänglich machen.

Ordnung ist das halbe Leben

Im Buch ist sie mehr als das. Eine gute Struktur erleichtert nicht nur das Schreiben enorm, sondern auch das Lesen. Wenn wir bei einem Buch den roten Faden erst suchen müssen, dann werden wir bald drauf pfeifen.

Er darf einmal verlorengehen, das verzeihen die Leser:innen meist, wenn der Inhalt spannend genug ist. Wenn er öfter verschwindet und wieder auftaucht (oder auch nicht), dann ist das ein No-go. Ich als Leserin fühle mich da zudem nicht im Geringsten wertgeschätzt.

Diese Gliederungen sind auch für manche Leser:innenTypen noch wichtiger als für andere – das erfährst du in Teil zwei dieser Artikelserie.

Wie kannst du  gliedern?

Entweder du hast ohnehin verschiedene Aspekte oder Bereiche in deinem Buch. Dann ergibt sich eine grobe Gliederung von selbst. Oder du unterteilst deine Inhalte logisch und dem roten Faden folgend in Kapitel, die du netterweise mit sprechenden Namen versiehst.

Soll heißen: Du nennst diese idealerweise nicht

Kapitel 1

Kapitel 1.1

Kapitel 2

Kapitel 2.1

Kapitel 2.2

Stattdessen gibst du entweder einen Teaser des Inhaltes des entsprechenden Kapitels, beginnst mit einer Frage oder stellst ein Wortspiel an den Anfang, das sich im Zuge des Lesens aufklärt.

In der Kürze liegt die Würze

Es soll ja Menschen geben, für die ein richtiges Buch unter 300 Seiten nicht existiert. Auch das ist ein Zugang. Ich persönlich habe eher eine Vorliebe für die Leichtgewichte, die man zwischen Wien und Salzburg im Zug auslesen kann (ca. 3 – 4 Stunden, für meine nicht-österreichischen Mitleser:innen). Das sind ca. 120 – 180 Seiten. Und die sollten – vorausgesetzt, dun weißt, was du sagen willst – ausreichen, um deine Methode, deine Expertise oder deine Stimme wiederzugeben. Denn du möchtest ja mit dem Buch nicht alle Geheimnisse der Menschheit aufdecken, du möchtest eine Botschaft rüberbringen.

Ja, EINE Botschaft!

Aus meiner Erfahrung sind die meisten Bücher, die wesentlich dicker sind als diese 180 Seiten, oft mit viel „Füllmaterial“ versehen. Wiederholungen bis zum Augenschmerz – der eigenen Worte, aber auch der Meinungen von Kolleg:innen, anderen Autor:innen oder Slogans.

Speziell US-Autoren neigen dazu, ihre Bücher derart aufzupolstern, aber auch bei uns zieht diese Tendenz langsam ein.

Mein Rat: Lass es.

Mach es stattdessen kurz und knackig.

Leicht und locker.

Und eben barrierefrei, soweit das bei einem Buch möglich ist.

Anregende Zusätze

Auch dazu gibt es bereits eine Blogserie mit dem Titel „Ein Buch wie Facebook“.
Dennoch möchte ich das Wesentliche her nochmals für dich zusammenfassen. Denk daran, dass wir gerade durch Social Media verwöhnt sind. Alles muss schnell gehen, muss einen spielerischen Aspekt haben. Daher: Mach dein Buch zum Überraschungsei. Mit Grafiken, Bildern, Übungen, QR-Codes, die auf deine Webseite führen. Mit diversen Effekten, wie zum Beispiel einer Seite, die man falten kann, um danach etwas Neues zu entdecken. Lass deinen Leser:innen Platz, um dein Buch zu beschriften, Platz für Notizen oder – wenn es zum Thema passt – für Ausmalbilder. Ideen gibt es mehr als genug.

Meine Kollegin Kerstin Renner, Mentaltrainerin und Ghostwriter, hat in ihr Buch „Jetzt hamma den Kaffee!“ einen Gutschein eingebaut. Wenn die Leser:innen sie unter der angegebenen Telefonnummer anrufen, dann schenkt sie ihnen eine Minute ihres unverkennbaren ansteckenden Lachens.

Du siehst: Auch heute noch kann man etwas Neues entwickeln!

Konnte ich dich motivieren?

Dann los, an die Tasten!

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