Ich fühle was du schreibst – ich schreibe was du fühlst
Schreiben für alle Sinne
Manche Bücher – egal, ob Sachbücher oder Belletristik – ziehen uns in ihren Bann, von der ersten Seite an. Andere wiederum, obwohl sie wirklich gut geschrieben sind, lassen uns kalt. Sie haben keine Sogwirkung. Woran liegt das?
Lerntraining als Augenöffner
Als typischer „Bunter Vogel“ und Ausbildungsjunkie besuche ich derzeit einen Lehrgang für Lerntraining bei der Meisterin: Hanna Fiedler selbst leitet die kleine Gruppe von künftigen Lerntrainern und Lerntrainerinnen, die nach ihrer Diplomprüfung Schüler:innen und Student:innen dabei unterstützen werden, effizienter zu lernen.
Update 2022: Hanna ist mittlerweile selbst Ghostwriter und unterstützt dich auch beim Schreiben deines Buches.
Ich freue mich, mit ihr noch eine großartige Kollegin aus der Ghostwriting Academy präsentieren zu dürfen! ❤️
Und im Zuge dieser Ausbildung habe ich schon einiges gelernt, das auch für den Bereich des Schreibens, des Textens und des Content Managements von großer Bedeutung ist. Es geht – kurz und einfach gesagt – um die inneren Verarbeitungsfilter.
Nichts Neues? Doch!
Und bevor du jetzt sagst: „Jaja, alles schon gehört!“, lies bitte weiter und – wenn du wirklich davon profitieren möchtest – halte bis zum Schluss durch.
Denn wir sprechen hier nicht davon, dass wir alle Sinne ansprechen sollten, im Sinne von Sehen, Hören, Riechen Schmecken …, sondern darum, wie und auf welchen Kanälen Menschen das Gelesene verarbeiten.
Lesen mit allen Sinnen
Den meisten von uns sind die Sinneskanäle (VAKOG) ein Begriff. VAKOG steht für
- visuell (in Bildern)
- auditiv (in Tönen)
- kinästhetisch (spürend und fühlend, bzw. bewegend)
- olfaktorisch (mit Geruch)
- gustatorisch (mit Geschmack)
Das sind jene Kanäle, über die wir kommunizieren und wahrnehmen. Es heißt immer, wir haben eine visuelle Welt. Das heißt aber nicht, dass jeder optische Reiz als Bild verarbeitet werden muss. Es kann auch sein, dass jemand sich den Inhalt des Aufgenommenen selbst erzählt oder es über einen der anderen Kanäle bearbeitet.
„Zappen“ beim Schreiben
Je expliziter wir darauf schauen, dass unsere eigenen Kanäle im Zuge einer Kommunikation angesprochen werden, je genauer unser Geschmack getroffen wird, desto leichter tun wir uns dabei, das Gesagte oder Geschriebene aufzunehmen.
Die Kunst des Schreibens ist es nun, nicht nur auf unserem eigenen Kanal zu bleiben – und damit einem großen Teil unserer potenziellen Leserschaft die Lektüre schwer zu machen – sondern alle Kanäle immer wieder einmal anzusprechen, damit wir auch richtig verstanden werden. Zappen, sozusagen.
Ich höre dich schon stöhnen: Noch eine Herausforderung, noch etwas, auf das ich beim Schreiben mein Augenmerk legen soll?
Ja, das sollst du, auch wenn es dir nicht unter die Nase geht. (Hast du gelesen, was ich da gerade gemacht habe?)
Harry Potter als Vorbild
Nimm als Beispiel Harry Potter: J.K. Rowling hat es geschafft, in ihren Werken VAKOG im Sinne der inneren Verarbeitungsfilter in so gut wie jedem Kapitel anzusprechen. Das ist auch einer der Gründe, warum sich ihre Bücher um ein Vielfaches besser verkauft haben – und vor allem auch wesentlich öfter gelesen wurden! – als die meisten anderen ihrer Art.
Es gibt in der Tat unzählige Fantasygeschichten, deren Inhalt sich von den Harry Potter-Büchern nicht wirklich krass unterscheidet, nach denen aber kein Hahn kräht.
Ein Plädoyer für die Vielfalt
Aus dem Lerntraining wissen wir, dass es neben VAKOG auch noch weitere innere Verarbeitungsfilter gibt. Diese setzen sich bei jedem Menschen individuell zusammen, und sie stellen einen wesentlichen Faktor dar, wie leicht und gut wir etwas aufnehmen.
Mithilfe von Tests können Sie schnell feststellen, wie Sie selbst ticken. Doch wenn Sie Bücher schreiben wollen, die bei der Leserschaft ankommen, ist es nötig, sich auch hier breit aufzustellen. Zu diesen inneren Verarbeitungsfiltern gehören viele Parameter, über die wir die Welt wahrnehmen, wie zum Beispiel: Sehen wir die Welt lieber im Überblick oder im Detail? Oder wie hoch ist unsere Fähigkeit, visuell zu differenzieren? Sind wir eher Regel-Menschen oder lieber im Bereich der Möglichkeiten zu Hause?
Detailverliebt oder Überblicksmensch?
Wenn jemand den Inhalt eines Sachbuches (siehe Blinkist) oder auch eines Romans zusammenfasst, dann spricht das eher die Überblick-Menschen an. Im Unterschied dazu gibt es diejenigen, die mehr Detailwissen haben möchten, also das Thema eines Buches in kleinsten Feinheiten erklärt brauchen.
Gerade, aber nicht nur bei Sachbüchern ist es von großer Bedeutung, sich dieser verschiedenen Verarbeitungsmechanismen bewusst zu sein und allfällige Schwerpunkte auch zu kommunizieren. Nur so kannst du deine Leser:innen auch zufriedenstellen.
Wer schwerpunktmäßig deine Zielgruppe sein wird, solltest du vorher entscheiden, jedoch – wie gesagt – auch darauf achten, dass du den Rest der Welt nicht völlig außen vorlässt.
Danach gilt es, diesen Schwerpunkt im Klappentext anzusprechen (Beispiel: „Dieses Buch verschafft Ihnen einen guten Überblick über …“ vs: „In diesem Buch finden Sie detaillierte Anleitungen zum …“). Wichtig ist es allerdings, die Versprechen, die du im Klappentext, im Metatext oder in den Keywords Ihres Buches gibst, auch einzuhalten – andernfalls wirst du eine ganze Menge unzufriedener Leser und Leserinnen haben, die sich auf eine ihnen selbst oft gar nicht bewusste Art betrogen fühlen, um es harsch auszudrücken.
Denn einerseits kannst du deine detailverliebte Leserschaft enttäuschen, wenn du eine minuziöse Beschreibung versprichst und dich dann in einer Übersicht ergehst, weil das Format des Buches nicht mehr hergibt.
Andererseits werden diejenigen, die eine übersichtliche Zusammenfassung deines Themas suchen, schon vom Klappentext abgeschreckt, der ihnen mit einer peniblen Thementiefe droht, die überhaupt nicht ihrem Naturell entspricht.
Regelgerecht oder offen für Möglichkeiten?
Auch das ist eines der vielen unterschiedlichen Verarbeitungsprogramme:
Es gibt Menschen, die brauchen:
- eine besonders klare Struktur
- Aufzählungspunkte (Bullet Points)
- ein sehr geordnetes Inhaltsverzeichnis
- eine farbliche Unterteilung.
Andere hingegen mögen es, wenn sie auch querlesen können, sich nur die Infoboxen raussuchen oder „Orakel“ spielen mit dem Buch, indem sie es auf einer beliebigen Seite aufschlagen und dort zu lesen beginnen.
Vielleicht wollen sie an einem Tag auch nur gut unterhalten werden und sich die Stories raussuchen und an einem anderen Tag damit arbeiten, indem sie die Informationen herausklauben. Das alles sollte ein Buch können. Eines der schönsten Komplimente, die ich je bekommen habe, war das: „Unser Buch hat das alles – man kann es so oder so lesen, es deckt alle Bedürfnisse aus der Sicht der inneren Verarbeitungsprogramme ab! Gut gemacht!“
Dieses Kompliment kam von Hanna Fiedler und es bezieht sich auf ihr Werk „Unser Leben zu dritt – Er, die Demenz und ich“, das ich begleiten und designen durfte und das im Mai 2019 fertig geworden ist.
Und wie finde ich den richtigen Stil für mein Buch?
Ja, das ist die Frage! Die Antwort ist simpel, aber nicht einfach. Bleib dir selbst treu, aber vergiss nicht, für wen du das Buch schreibst.
Man sagt immer, der Wurm solle dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.
Ja, mag sein. Andererseits musst du mit dem Wurm leben, er repräsentiert dich und dein Tun. Wenn also dein Buch nicht zu dir passt, dann hast du viel Zeit und Mühe, vielleicht auch viel Geld umsonst verbraucht. Und das sollte nicht der Sinn und Zweck des Ganzen sein.
Also: Bleib bei deinem Stil, aber denk manchmal auch daran, dass nicht jeder Mensch alles auf die gleiche Art verarbeitet wie du.
Natürlich sprichst du ohnehin Menschen an, die auf die eine oder andere Art genauso „ticken“ wie du – glücklicherweise!
Das gilt übrigens auch für mich. Hat dich dieser Artikel angesprochen? Sehr gut, dann könnte ich tatsächlich die Richtige für dich sein, wenn du einmal schreiben lassen möchtest.
Fühlst du dich von meinem Stil eher nicht so entflammt? Dann solltest du deine Fühler eher anderswo ausstrecken. Auch das ist gut und hat seine Berechtigung.
Wenn du mehr über die inneren Verarbeitungsprogramme erfahren und lernen möchtest, wie du sie für deinen eigenen Erfolg nutzen kannst, dann lege ich dir einen Termin mit Hanna Fiedler dringend ans Herz.