In den Stiefeln der anderen

Ich habe viele Jahre meines Lebens damit verbracht, „mich selbst zu finden“. Speziell in den Lebensjahren zwischen 16 und 27 habe ich immer wieder versucht herauszufinden, wer ich bin – ohne durchschlagenden Erfolg.

Ich wusste bald, wer ich nicht bin. Die Mama nämlich, der Familienmensch mit Eigentumswohnung und vernünftigem Auto. Die Schickimicki-Tussi. Und auch keine Lady – sehr zur schmerzlichen Enttäuschung derjeniger, die versucht haben, mich in Chanel oder Escada zu quetschen.

Für meine Vision eines erfüllten Lebens brauchte ich eher Wanderboots, bequeme Jeans und einen Rucksack: Da standen Abenteuer auf dem Programm, Freiheit, glücklich sein. Ausreichend Geld (was immer das heißen mag), Reisen, Ungewöhnliches erleben.

Ich habe auf voller Linie ins Schwarze getroffen. Ein Leben geführt, das in keinster Weise dem entsprach, was andere sich für mich vorgestellt oder gewünscht hätten. Und ich habe es keinen Moment bereut – nicht in den guten Stunden und nicht in den weniger hellen.

Born under a wand’ring star

Nirgends hielt es mich sonderlich lang. Und wenn ich das Gefühl hatte, an einem Platz, in einem Job nichts (mehr) bewirken zu können, war ich eine Wolke.

Probiert habe ich viel. Vom Telefondienst in einer Taxizentrale über den Verkauf und die Planung von Möbeln bis hin zum Marketing für ein internationales Unternehmen.

Dazwischen habe ich Fertigteilhäuser verkauft, Getränke ausgeschenkt, habe mich am Flohmarkt mit aufsässigen Kunden gestritten und diverse Ausbildungen gemacht – von Heilpraktikerin über Grafikerin bis hin zur Immobilienmaklerin. Und noch einiges, das du hier nicht finden wirst. :-)

Oft habe ich mich gefragt: Was ist es, das mich antreibt? Was reizt mich daran, heute vom Verkauf von Bleistiftzeichnungen zu leben, morgen Geschäftstrips nach Kalifornien zu unternehmen und übermorgen als Mitarbeiterin in einem UK-Unternehmen Geschäftspartner vom Flughafen abzuholen und zu betreuen – und dazwischen ein bisschen zu tätowieren?

Die Antwort ist einfach. Ich bin der Prototyp eines Bunten Vogels. Ich kann viel, kann fast alles lernen und liebe es, mich auszuprobieren.

„Wenn du jemanden verstehen willst, musst du erst eine Meile in seinen Stiefeln gehen“

Andere Fragen, die mich immer umgetrieben haben, waren:

  • Wieso macht jemand etwas Bestimmtes?
  • Wieso reagiert eine Person auf genau diese Weise?
  • Was sind die Beweggründe?

Natürlich kann man in niemandes Stiefeln gehen. Nicht einmal einen Schritt. Weil die Realität für jeden Menschen eine andere ist. Ebenso wie die Sichtweise jedes Menschen eine andere ist. Weil es eben nicht das ist, was wir erleben, das uns prägt – es ist die Art, wie wir es erleben.

Und doch.
Und doch konnte ich mich für ein paar Tage in das Leben einer Immobilienmaklerin hineinversetzen, als ich durch die Straßen lief, von einem Termin zum nächsten. Falls es jemanden interessiert: Nein, es läuft nicht so ab wie im Fernsehen. Denn die wahre Kunst ist es nicht, eine Wohnung an Mann oder Frau zu bringen, sondern erstmal ein Objekt zur Vermittlung zu bekommen!

Ich habe gelernt, wie es ist, weitab von zu Hause, in einem Land, das mit meiner Heimat nicht einmal die Schrift gemeinsam hat, nach Waren zu suchen, die ich in Österreich verkaufen konnte. In diesem Fall war es Taiwan.

Und ich weiß, wie es sich anfühlt, jeden Tag zur gleichen Zeit ins Büro zu gehen, dort so zu tun, als ob man normal wäre – obwohl man das alles als ganz und gar unnormal findet – und sich durch Berge von Arbeit zu wühlen, die niemals endet.

Es hat sich alles gut angefühlt – so lange, bis es sich nicht mehr gut angefühlt hat. Das Schönste an jedem Job war das unermessliche Gefühl der Freiheit, wenn ich wieder damit aufhören konnte. Und das ist mehr Gutes, als man sich vorstellen kann.

Meine eigenen Stiefel sind Turnschuhe

Ich hab es eine ganze Weile gespielt, dieses Spiel. Also eigentlich den Großteil meines nicht unbeträchtlich langen Lebens. Rein in die Kartoffeln – oh, das ist langweilig! – raus aus den Kartoffeln. Und dann ab in die nächsten Kartoffeln. Oder vielleicht Paradeiser?

Einfach mal abchecken, wie das so ist. Und um letztlich festzustellen: I do it my way.

In meinem Tempo. Nach meinem Bauchgefühl. Und so, wie es mir gefällt.

Das spürt sich geil an.

So …  so echt! Wobei, ganz echt jetzt, es war alles echt. Die endlosen Nächte an der Hotline, Tage im muffigen Office, hinter der Bar, beim Planen von Küchen oder beim Massieren irgendwelcher verspannter Rücken.

Und was die Schuhe betrifft: Ich habe Stiefel getragen, Gesundheitsschuhe, Schlapfen, war barfuß und in Doc Martens. Ach ja, eine Zeitlang bin ich in High Heels durch die Stadt gedüst. Aber meine Schuhe sind Sneakers. Bequem, flexibel, schiach. Und mit dem Potenzial, jederzeit zu rennen. Davon oder der Straßenbahn nach. Wie es mir gefällt. Im Schweinsgalopp.

… und wieder in den Schuhen der anderen

Mittlerweile gehe ich wieder in den Schuhen anderer. Auf eine völlig neue, spannende und coole Weise. Ich schreibe für sie. Als sie. Ich bin Ghostwriter.

„Meine“ Bücher tragen fast nie meinen Namen. Weil es auch nicht die meinen sind. Ich bin zurückgekehrt zu dem, was mich am meisten fasziniert: Ich versuche, eine Strecke in den Schuhen anderer zu gehen, ich sehe die Welt durch ihre Brille und ich dolmetsche – so gut ich eben kann – den Inhalt ihrer Köpfe, ihrer Seelen und ihrer Herzen für die, die es interessiert.

Ich tauche ganz tief ins Wesen meiner Kunden und Kundinnen ein – so tief, wie sie es eben zulassen. Um dann in ihren Worten ihre Geschichten zu schreiben, ihre Erkenntnisse weiterzugeben und ihre Lehren zu verbreiten.

Man kennt mich nicht, ich bin der Ghostwriter. Und das ist gut so. Denn auf diese Weise kann ich hundert Leben leben.

Ich habe in den Schuhen anderer Menschen meine Berufung als Bunter Vogel gefunden – und ich habe eines gelernt: Es ist schön, viele Schuhe auszuprobieren. Am wohlsten aber fühle ich mich in meinen eigenen. ;-)

Hast du mindestens Schuhgröße 39?

Dann tu ich mir besonders leicht damit, in deinen Schuhen zu gehen. Aber Scherz beiseite – wenn du an deiner Seite jemanden brauchst, der mit dir und deinem Buch durch dick und dünn geht, dich bei Bedarf „herunterholt“ oder dir den Rücken stärkt, der dich bei der Hand nimmt, wenn es holprig wird, und dich  führen lässt, wenn es nötig ist …

… dann sollten wir einmal plaudern.

Unverbindlich.

Persönlich, das bedeutet: über Zoom oder Facetime oder was du sonst für Spielzeug auf deinen elektronischen Geräten hast. ;-)

Oder auch in „echt“. Bei mir im Büro in Wien.

Und dann schauen wir, ob es passt.
Mit uns.
Mit dem Projekt.
Und mit der Zeit.
Aber vor allem, was die Wellenlänge betrifft. Denn wenn deine Schuhe so gar nicht zu meinen Füßen passen, dann werde ich dir eine kompetente Kollegin empfehlen. Davon habe ich mittlerweile einige. Selbst ausgebildet im Lehrgang für Ghostwriting. 

Wie auch immer – ich freu mich über deine Kontaktaufnahme!