Schnell ein paar Tipps … oder so
„Ach, du bist Ghostwriter? Kannst du mir mal schnell ein, zwei Tipps geben, wie man als Ghostwriter Geld verdienen kann?“
Ähm … nein!
Nicht, weil ich befürchte, dass mir die Felle davonschwimmen, sondern weil das mit ein, zwei Sätzen nicht erklärt ist. Wieso sollte ich sonst einen Lehrgang zum Thema anbieten, der ein ganze Jahr dauert?
Du musst nicht nur ein bisschen schreiben können, du solltest fachlich wirklich sattelfest sein.
Präpotenz und Peinlichkeiten
Und ja, ich habe auch irgendwann angefangen. Damals gab es keine Ausbildung, und eigentlich gab es offiziell nicht mal Ghostwriter. Weil keiner es wagte, sich so zu nennen. Dann kam eine, die nicht wusste, dass man das nicht tut, und hat es gemacht. Aber das ist eine andere Geschichte. ;-)
Zurück zum Punkt: Auch ich hab irgendwann angefangen, ohne Ahnung, ohne Hilfe und mit der mir typischen Überzeugung (manche nennen es Präpotenz), dass ich alles kann, wenn ich nur will. Und ja, ich konnte. Lehrgeld hab ich ausreichend bezahlt. Viele Stunden Arbeit, die ich umsonst (und gratis) gemacht habe. Viele Wiederholungen, weil es beim ersten Mal nicht geklappt hat. Hinausgeworfene Kohle für Fehldrucke. Viele Peinlichkeiten.
Was du als Ghostwriter (oder Schreiberling) fix NICHT tun solltest
Ich denke da nur an mein erstes eigenes Buch in Self Publishing, das ich damals noch über BOD raufgeladen habe. Dass man dort wirklich auf sich allein gestellt ist und es keine Qualitätskontrolle gibt, habe ich auf die harte Art gelernt: Die erste Lieferung konnte ich einstampfen, und das Anlegen der zweiten Lieferung (diesmal mit Schmutzblatt, Titelei und Impressum) musste ich nochmal voll bezahlen.
Auch dass man unbedingt ein Lektorat machen sollte, auch wenn die eigene Rechtschreibung eh okay ist, musste ich auf die bittere Art lernen: So fand sich auf meinem nächsten Buch ein Schreibfehler im Klappentext. Man verzeihe mir, wenn ich mein Pseudonym für diese Bücher nicht preisgebe!
Wieso aber jetzt „Wirbelsäulenchirurgie für Einsteiger:innen“?
Zugegeben, das ist wirklich vermessen. Aber irgendwie stimmt es auch. Viele Dinge kann man einfach tun. Mit Versuch und Irrtum lernen. Und wenn man Glück hat, wird man richtig gut darin. Trotzdem ist es oft besser – gerade, wenn man ein Business darauf aufbauen möchte –, ein Handwerk (oder eben auch Wirbelsäulenchirurgie) von der Pike auf zu lernen. Weil viel auf dem Spiel steht. Beim einen die Gesundheit. Das ist völlig klar!
Aber auch beim Ghostwriting steht viel auf dem Spiel. Nicht nur für das Image des Ghostwriters, wenn er abstinkt. Auch und vor allem für jene, die ein Buch in Auftrag geben.
Denn ein unprofessionell gemachtes Buch – und da rede ich nicht nur vom Text, sondern von Aufbau, rotem Faden, Logik, Stil, Rechtschreibung und vielem mehr bis hin zum Layout und der Beratung bezüglich Veröffentlichung – kann einen Auftraggeber oder eine Auftraggeberin teuer zu stehen kommen. Einerseits durch hinausgeworfenes Geld für einen – um beim Vergleich zu bleiben – Kurpfuscher, sondern auch, wenn sie mit einem Ergebnis rausgehen, das sie nicht wirklich repräsentiert.
Welche Auswirkungen das auf den Ruf und die Karriere des Ghostwriters haben kann, muss ich wohl nicht erwähnen, oder?
Daher: Mut hin oder her – wenn du etwas machen willst, dann mach es gscheit. Denn du schadest nicht nur dir selbst, sondern auch vielen anderen. Wie zum Beispiel potenziellen Kund:innen, aber auch deinen Kolleg:innen.
Das ist kein Bashing des Mitbewerbs!
Bitte versteh mich nicht falsch. Ich weiß, dass ich nicht die gesamt Weisheit der Welt mit dem Löffel gefressen habe. Und ich habe viele Kolleginnen, die ich gerne und inbrünstig empfehle.
Ich ärgere mich nur, wenn Leute unbedacht das Geschäft und den Ruf von anderen – eigentlich einer ganzen Berufsgruppe – ruinieren, weil sie im Überschwang glauben, eh alles zu können.
Sei es das Operieren am offenen Herzen, das fachgerechte Einstellen von Bremsen oder Ghostwriting.